Musikverein Harmonie Balzhofen e.V.

Jahreskonzert von besonderer Note

Jugendorchester des Blasmusikbezirks Yburg-Windeck, Musikverein Balzhofen und Trachtenkapelle Lichtenau spielen vor vollem Haus

Bühl – In eine wohltemperierte Klangwelt entführten der Musikverein Balzhofen, die Trachtenkapelle Lichtenau und das Jugendorchester des Blasmusikbezirks Yburg-Windeck mehr als 500 Gäste beim traditionellen Jahreskonzert im Bürgerhaus Neuer Markt in Bühl. Das mit vielen bunten Melodiefarben besetzte Programm bestach durch seine Vielseitigkeit und bediente gehobene Ansprüche.

Auf den Notenpulten der drei Orchester lagen anspruchsvolle Kompositionen sinfonischer Blasmusik, die den Akteuren viel Probenarbeit und insbesondere den besonders ambitionierten Musikern etliche Stunden im Selbststudium der einzelnen Registerstimmen abverlangte. Der große Aufwand hat sich allemal gelohnt. „Wir können mit Fug und Recht behaupten, das Bürgerhaus ist ausverkauft“, frohlockte Sven Wilhelm zu Beginn des dreistündigen Ereignisses. Der Vorsitzende des Blasmusikbezirks wertete die große Resonanz als nachhaltigen Beleg für die Zugkraft heimischer Blasmusik in der Region. Marion Simeth moderierte stilvoll und mit angenehmer Stimme.

Für die Akteure des Musikvereins Balzhofen war der Auftritt ein besonderes Ereignis, war doch der bedeutendste Kulturträger des Bühler Stadtteils vor exakt 90 Jahren gegründet worden. An seinem Ehrentag präsentierte sich das knapp 50-köpfige Orchester unter Leitung von Patrick Groß als homogen besetzter Klangkörper, der die Messlatte für den weiteren Konzertverlauf mit kurzweiligen, energiegeladenen Melodiebögen bei der Filmmusik „How tot rain your dragon“ hoch legte. Geprägt von tiefen Klängen des Bassregisters war die programmatische Komposition „Of castles and legends“. Das auf der Legende der Weißen Jungfrau auf der nordhessischen Kugelsburg basierende Werk punktete mit anschaulicher Tonsprache, die eine bildliche Vorstellung der wichtigsten Szenen eröffnete. Höchste Konzentration verlangte zum Finale der stetige Wechsel zwischen melodiösen Passagen und dominierender Rhythmik bei der Rockoper „21st Century breakdown“.

 

 

Satte Klangfarben, sichere Einsätze und eine fein abgestimmte Intonation kennzeichneten die Interpretationen der Trachtenkapelle Lichtenau. Während seiner erst dreijährigen Tätigkeit als Dirigent formte Andreas Rauber ein äußerst kompakt agierendes, von innerer Geschlossenheit geprägtes Ensemble. Nach der Ouvertüre „Where eagles soar“ mit kräftigen Akkorden und einem bestimmenden Hauptthema entführten die Akteure das Publikum zu einer Stippvisite in die ungarische Puszta. Mit temperamentvollen Tempiwechseln, farbenreicher Instrumentierung und teilweise extrem schnellen Tonfolgen traf das Orchester vortrefflich den Charakter der feurigen Musik. Zum heimlichen Star des Abends avancierte Sebastian Reck mit seinem Posaunensolo „Feeling good“. Der 23-jährige Ausnahmekönner in den Reihen der Lichtenauer brillierte bei diesem Jazz-Standard mit ausdrucksstarker Tongestaltung, während das Orchester mit Big-Band-Charakteristik begleitete. Solistische Einlagen von Wolfgang Fritz (Klarinette) und Jan Schmidt (Trompete) beinhaltete das Finalstück der Trachtenkapelle: der 30er-Jahre-Hit „Sing, sing, sing“.

 

 

Technisch perfekt, klangfarbenreich und dynamisch mit einer sehr großen Bandbreite agierend, verlieh das Jugendorchester des Blasmusikbezirks dem Jahreskonzert eine besondere Note. Der 98 Köpfe starke Nachwuchs unter Leitung von Monika Gutmann unterstrich seine Ausnahmestellung im Verbandsgebiet. Zahlreiche variantenreiche Bilder verschmolzen beim Oberstufen-Stück „Enchanted spaces“ zu einem imposanten Klanggemälde, dessen funkelnder Tutti-Beginn noch nicht auf das von mächtigen Klängen und lieblichen Charme dominierte, leichtfüßige Zusammenspiel der jeweiligen Register hindeutete. Nach einem Medley mit Highlights aus dem Musical „Chess“ ging es bei lateinamerikansichen Rhythmen („Tico-Tico“) richtig ab. Ein Blick auf das mit atemberaubend schnellen Tonfolgen bedruckte Notenblatt der ersten Klarinettenstimme ließ erahnen, welch technisch hohen Herausforderungen sich das Bezirksjugendensemble stellte. Trompetensoli von Ina Frietsch, Nicolai Starke und Julian Moser prägten die stürmisch geforderte Zugabe „Windjammer“ von Robert Buckley.

 

 

Veröffentlichung des Textes und der Fotos erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors Ingbert Ruschmann.